Freitag, 8. Juni 2012

Eduard Mörike und der Blautopf in Blaubeuren

Auf Mörikes Spuren:

Blaubeuren - vom Blautopf, dem Kloster und der schönen Lau

In Blaubeuren kann der Gast durch erdgeschichtliche Dauerepisoden wandeln. Der Ort war früh besiedelt, wovon heute noch die Funde aus den umliegenden Höhlen zeugen, darunter die Venus, die Urmutter oder Fruchtbarkeitsgöttin aus dem Hohlen Stein, die mit zu den ältesten Kunstwerken der Welt gehört. Die Stadt selbst erwarb 1247 Stadtrecht. Berühmt geworden ist sie durch den Blautopf. Dieser Quelltopf ist ein Ort der Sagen und Legenden. Die blaue Farbe wurde einst dadurch erklärt, dass täglich ein Fass voller Tinte hineingeschüttet würde. Im Volksglauben war der Blautopf bodenlos. Die Versuche, mit einem Bleilot die Tiefe zu messen, wurden anscheinend immer von einer Nixe vereitelt, die das Gewicht stahl. Unweit des Blautopfs gibt es einen Felsen mit dem Namen 'Klötzle Blei'. Und auch ein bekannter Zungenbrecher hat sich erhalten:

Glei bei Blaubeira leit a Kletzle Blei -
´s leit a Kletzle Blei glei bei Blaubeira
Der Blautopf und die schöne Lau: Das verbindet der Urlauber mit dem malerisch gelegenen Erholungsort, der zwischen Felsen, Wiesen und Wald in die Talschlinge der Urdonau eingebettet ist. Der Blautopf ist eine der größten Karstquellen Deutschlands. Sein Wasser schimmert blaugrün, was durch Partikel im Wasser und das Sonnenlicht hervorgerufen wird. Das Wasser kommt aus einem weitverzweigten Höhlensystem, das der Höhlenforscher Jochen Hasenmayer vor seiner Lähmung erforschte (und weiter mit einem speziellen Unterwasserfahrzeug erforscht), und dabei 1986 den Mörike-Dom entdeckte, den größten Höhlenraum und -See der Schwäbischen Alb. Der Dichter Eduard Mörike siedelte hier das Reich der Schönen Lau an, eingebettet in seine Erzählung „Das Stuttgarter Hutzelmännlein“. Die Schöne Lau war die Tochter einer Menschenfrau und eines Wassernix aus dem Schwarzen Meer, die von ihrem Gemahl, dem Donaunix, in den Blautopf verbannt wurde, weil sie nicht lachen konnte und nur tote Kinder gebar. Sie durfte erst zurückkehren und ein Kind gebären, wenn sie fünfmal gelacht hatte. Dabei half ihr unter anderem die Wirtin des Nonnenhofs.

Zu unterst auf dem Grund saß ehmals eine Wasserfrau mit langen fließenden Haaren. Ihr Leib war allenthalben wie eines schönen, natürlichen Weibs, dies eine ausgenommen, daß sie zwischen den Fingern und Zehen eine Schwimmhaut hatte, blühweiß und zarter als ein Blatt vom Mohn. Im Städtlein ist noch heutzutag ein alter Bau, vormals ein Frauenkloster, hernach zu einer großen Wirtschaft eingerichtet und hieß darum der Nonnenhof. Dort hing vor sechzig Jahren noch ein Bildnis von dem Wasserweib, trotz Rauch und Alter noch wohl kenntlich in den Farben. Da hatte sie die Hände kreuzweis auf die Brust gelegt, ihr Angesicht sah weißlich, das Haupthaar schwarz, die Augen aber, welche sehr groß waren, blau. Beim Volk hieß sie die arge Lau im Topf, auch wohl die schöne Lau.“

Das mehr als 900 Jahre alte Kloster wurde von Benediktinern gegründet und bekam seit 1510 seine heutige Gestalt. 1536 wurde eine Klosterschule eingerichtet, 1871 ein evangelisch-theologisches Seminar, aus dem Persönlichkeiten wie David Friedrich Strauß, Friedrich Theodor Vischer und Wilhelm Hauff hervorgingen. Der Hochaltar von 1497 von der Ulmer Schule, Tafelmalereien von Bartholomeus Zeitblom und Bernhard Striegel zieren die Kirche sowie das Chorgestühl von Jörg Syrlin d. J.(1493). Im Kreuzgang erfährt man viel über die Geschichte des Klosters und den Alltag der Mönche. Hier kann man in Ruhe wandeln und die alten Zeiten wieder auferstehen lassen. Im Badhaus der Mönche ist ein sehr interessantes Heimatmuseum untergebracht.Angeblich haben die Adligen, wenn sie so richtig vollgelaufen waren, die Mönche aus dem Fenster des Badhauses in die Blau geworfen! Das Städtchen selbst ist sehr hübsch in seiner mittelalterlichen Struktur erhalten. Im Heilig-Geist-Spital aus dem 15. Jahrhundert befindet sich heute das Urgeschichtliche Museum, in dem steinzeitliche Funde aus den umliegenden Höhlen, wie aus dem Geißenklösterle, ausgestellt werden. Darunter sind auch die oben erwähnten ca. 32000 Jahre alten Schnitzereien aus Mammutelfenbein, die zu den ältesten Kunstwerken der Welt gehören.
Im ehemaligen Amtshaus des Klosters ist die Schubartstube untergebracht. Hier erfolgte im Jahr 1777 die Ergreifung des Dichters, Schriftstellers und Publizisten Friedrich Daniel Schubart. Herzog Karl Eugen hatte ihn durch einen Spitzel von Ulm nach Blaubeuren gelockt, um ihn auf württembergischem Territorium verhaften zu können. Zehn Jahre lang verbrachte er auf der Festung Hohenasperg, wo er an Leib und Seele gebrochen wurde.

Die Höhlen um Blaubeuren: Hohler Fels

Der Hohle Fels ist eine große Hallenhöhle, die aus einem Felskopf des früheren Jurameeres herausgelöst wurde. Die archäologischen Fundschichten reichen von der jüngeren Altsteinzeit bis zur Zeit der Neandertaler vor über 50.000 Jahren hinab. Gelebt haben die Menschen überwiegend im Eingangsbereich der Höhle. Im Hohle Fels finden nach wie vor Ausgrabungen statt. Wie das Geißenklösterle, ist er sehr gut erforscht. Neben wichtigen Hinweisen auf das tägliche Leben der Eiszeitmenschen wurden auch mehrere Elfenbeinfiguren (Wasservogel, Pferdekopf, kleiner Löwenmensch) mit einem Alter von 32 000 bis 35 000 Jahren und Ritualobjekte gefunden. In einer Schnitzwerkstatt für Mammutelfenbein wurden wunderschöne Schmuckstücke gefertigt.

In einigen Hotels der Stadt Blaubeuren kann man Fahrräder ausleihen und entlang dem Donauradweg durch das Blautal nach Ulm fahren. Oder durch das Schmiechtal nach Ehingen. Alles Wissenswerte, Unterkunft, Essen und Trinken, Anfahrt unter diesem Link.
Blaubeuren-Tourismus

Die Gulaschsuppe im "Café Kulisse" ist mir übrigens in bester Erinnerung!






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