Sonntag, 16. Dezember 2012

Schwäbisch Hall, Perle des Hohenloher Landes






Schwäbisch Hall

Schwäbisch Hall ist und bleibt eines der schönsten Städteziele in Baden-Württemberg. „Auf diese Steine können Sie bauen“ lautet der Slogan der Haller Bausparkasse - sie hält den Namen der hohenlohischen Stadt in aller Munde und weithin bekannt ‒speziell unter den „Häuslesbauern“. Und dann sind da noch die steilen Treppen, 54 Stufen, der Michaelstreppe, 1507 erbaut und seit 1925 Schauplatz der weitbekannten Festspiele. Oben steht die 1156 als romanische Basilika begonnene Michaelskirche. 
Hervorragendes Kunstwerk ist der monumentale Kruzifixus des Ulmer Meisters Erhardt‒datiert auf das Jahr 1494. Sehenswert ist auch eine Ölbergszene aus dem Jahre 1506. Von den Stufen der Kirche sieht man gegenüber das Pendant, das Haller Rathaus, das nach dem Stadtbrand von1728 den Platz der Kirche des 

Franziskanerklosters einnahm.
 
Das gesamte Ensemble spiegelt höchste Dualität der Architektur wider. Auffallend auch das schöne Claussitzerhaus sowie das Beslersche Haus und ‒natürlich der Marktbrunnen mit dem Pranger. Schöne Eckhausfassaden, wie die des „Goldenen Adlers“ und des „Stierschen Hauses“ (Café am Markt).

Trotz einiger Bausünden ist Schwäbisch Hall eine durch und durch attraktive Stadt, mit einem mittelalterlichen Kern, durch den man stundenlang streifen kann, besonders schön am Abend, wenn die Laternen die Fachwerkhäuser, Gassen und Winkel beleuchten. Fangen dann die Kirchenglocken an zu läuten, meint man sich ins Mittelalter versetzt, besonders auch dann, wenn man dem Nachtwächter auf einem seiner nächtlichen Rundgänge begegnet.  
Am tiefsten scheint das Mittelalter in der Oberen Herrngasse, in der auch der Dichter Eduard Mörike mit seiner Schwester Klara gewohnt hat. Am 25. März 1844 beschreibt er O. Schmidlin seinen Wohnsitz:
... in der alten Herrengasse , unweit der Kirche, ein derzeit völlig leeres Haus vom guten, ehrenwerten Schlag, mit laufendem Brunnen im unteren Oehr, gemalten Plafonds etc. Die Gasse ist sehr eng, dagegen übersieht der 2. Stock, den wir bewohnen, die gegenüberliegenden Giebel und gleich dahinter eine freundliche Landschaft.“ Bei Ausflügen in die schöne Umgebung nahm Mörike eine alte Vorliebe wieder auf: das Sammeln von Petrefakten, Versteinerungen aus dem urzeitlichen Jurameer. Sein Hobby betrieb er gründlich und fast wissenschaftlich: Er klassifizierte und beschriftete die Steine und korrespondierte mit Geologie-Professoren. Jedoch sagte ihm das Klima in der Kocherstadt nicht zu, wie an so vielen Orten. So zog er, nach einer Kur in Nürtingen, am 1. November 1844 zusammen mit Klara nach Bad Mergentheim.

Geld macht nicht glücklich, aber es beruhigt.“
So hatte Hall eine eigene Münze geprägt, den Heller, der für den Wohlstand der Stadt bürgte. Ihr Reichtum indes lag im Haalquell, der Haller Sole‒so wurden die Haller buchstäblich mit Salz aufgewogen! Auf der Kocherinsel, genannt „Grasbödele“, wird alljährlich das Haller Brunnen-und Kuchenfest gefeiert, mit Tanz, Musik und deftigen Gerichten und Sprüchen. Da Schwäbisch Hall eine Salzstadt war, geht es hier vor allem um das Salzsieden und alles, was darum herum wichtig war. Vormittags verteilen die Sieder die Mühlenbrote an die Altersheime, Sünder werden in den Siederturm gesperrt. Nachmittags wird die Arbeit an den Salzpfannen unterbrochen, um den Brand in der Mühle zu löschen, wofür es jedes Jahr den schweren Siederskuchen gibt. Über den Sulfersteg, neben dem der Sulfer Turm die Furt bewacht, gelangt man zum Haallplatz, wo sich einst über der achteckigen Fassung der Solquelle das Schöpfwerk befand.
Die Südseite der Haller Stadtwehr ist wohl die eindrucksvollste. Der Turm mit den Pechnasen vor der Zwingermauer und der Mantelturm sind Zeugen der mittelalterlichen Zeit, ebenso der Zwingergraben. Hier überspannt heute ein Stahlsteg den Schiedgraben. Keckenhof und Keckenturm zeugen von spätstaufischer Zeit‒in der Keckenburg ist das Hällisch-Fränkische Museum untergebracht.  
Von hier aus überquert man über den steinernen Steg den Kocher, der sich an der Stelle in mehrere Arme teilt.

Das Hohenloher Land mit den Orten Neuenstein, Öhringen, Pfedelbach und Künzelsau, um nur einige zu nennen, ist ein abwechslungsreiches, geschichtsträchtiges Land, das in sich und durch sich selbst ruht, mit wenig Industrie, viel Landwirtschaft‒man denke an das Schwäbisch-Hallische Landschwein, eine nachhaltige Züchtung der Gegend. Einer doch noch vielfältig erhaltenen Natur begegnet man rund um den Berg Einkorn, zahlreiche Seen laden zum Baden und Verweilen. Die Gelassenheit und Gemütlichkeit der Menschen ist überall spürbar, der sympathische Dialekt überall hörbar. Kein großes Gehabe in diesem Landstrich, dafür viele kleine und schöne Gesten. Mittelalter und Renaissance sind in den Städten, Dörfern und Bauernhöfen präsent, wenn man das Auge, Zeit und Muße dafür hat. Kocher‒und Jagsttal mit ihren Wiesen, sanften Höhen, Schlössern, Burgen und Klöstern sind ausgesprochen reizvolle Landschaften und bei Fahrradfahrern sehr beliebt. Stundenlang kann man durch Hohenlohe reisen, auf Straßen, die von unzähligen Mistelbäumen umstanden sind, an weiten Feldern und Äckern vorbei mit bräunlichen Höfen, mit Senken und Waldinseln, im Sommer durch Auen voller Butterblumen und Vergissmeinnicht, mit dem glitzernden Fluss hinter den Uferweiden.
Auf der Comburg bei Schwäbisch Hall
Ausflugsziel: Rothenburg ob der Tauber
Blaue Zipfel oder Saure Zipfel sind eine Spezialität der fränkischen Küche, in Essigsud gegarte Bratwurst.
Für die Zubereitung wird zunächst ein Sud aus Zwiebeln, Essig, Weißwein, Lorbeerblättern, Pfefferkörnern, Nelken und Wacholderbeeren gekocht. Die rohen Bratwürste (meist fränkische Bratwurst oder Nürnberger Rostbratwurst) lässt man in diesem Sud 10 Min. bei schwacher Hitze ziehen. Dabei laufen die Bratwürste leicht bläulich an. Sie werden mit etwas Sud, den Zwiebeln, Bauernbrot, Brötchen oder Brezeln serviert.

(c) Christa S. Lotz und Peter Stubenvoll, 2010

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